Die Wissenschätze jedes Einzelnen

Von klein auf und über viele Jahre hinweg sammeln wir eigene Erfahrungen mit unserer Körperwahrnehmung. Wir erkennen, dass die gesehene Blume, der gehörte Hund Realität sind. Wir lernen auch, Zusammenhänge zu verstehen. Der Schuh drückt, weil er zu klein ist und die Finger schmerzen, weil sie der heißen Herdplatte zu nah kamen. Diese Riesenmenge an Erfahrungen gibt uns Orientierung, Gewissheit, Vertrauen in unsere Wahrnehmung, in uns selbst. Wir dürfen unserer Körperwahrnehmung auch trauen, wenn andere nicht die gleichen Erfahrungen machen.

Im Lauf der Jahre lernen wir auch unsere Gefühle und den Umgang mit diesen kennen. Neben Freude, Mut, Ausgeglichenheit, Ärger, Trauer ist für uns das Gefühl der Angst nichts Fremdes. Wir nehmen wahr, ob wir Angst haben oder nicht.

Bei vielen EHS-Betroffenen bestand vor der Elektrohypersensibilität ein freudiger Umgang mit Geräten, von welchen künstlichen EMF ausgehen. Der Funk bietet Komfort und gehört zum Alltag. In der Regel vergehen mehrere Wochen, Monate, bis hin zu Jahren, bis eine Person den Gedanken hat, eigene Gesundheitseinschränkungen könnten mit künstlichen EMF zusammenhängen. In einer Probezeit wird mehrfach getestet und beobachtet, wie sich die EMF auf den Körper auswirken, die weiteren Erfahrungen bestätigen die erste Vermutung. Dieses Ausprobieren ist nicht angstbesetzt, sondern geschieht aus einer Neugier heraus.

Menschen, die herausgefunden haben, dass Mobilfunk sie beeinträchtigt, begegnen diesem mit Vorsicht. Die Vorsicht oder Angst gegenüber einer realen Gefahr ist berechtigt und angemessen. Diese Angst ist eine „Normalangst“ im Gegensatz zur pathologischen, also krankhaften Angst ohne wirkliche Bedrohungslage. Normalangst schützt uns. Sie sorgt z. B. dafür, dass wir nicht achtlos eine stark befahrene Straße überqueren. Normalangst kann bewirken, dass eine von EHS betroffene Person an einer Veranstaltung nicht teilnimmt, weil sie weiß, dass sie aufgrund der vielen Handys im Raum danach unter Kopfschmerzen oder Schlafstörungen leiden wird.

Viele EHS-Betroffene wissen, welches Maß an künstlichen EMF sie sich zutrauen können, ohne allzu starke Beschwerden zu bekommen. Manche planen die bekannten Folgen einer EMF-Belastung in ihren Tagesablauf ein. Beispielsweise kann bekannt sein, dass der anstehende Arztbesuch viel Befeldung mit sich bringen wird und deshalb für den restlichen Tag die Möglichkeit zu Rückzug und Erholung wichtig ist.

Der Umgang der EHS-Betroffenen mit künstlichen EMF ist in der Regel von sehr großer Vernunft getragen. EHS ist kein psychisches Problem sondern eine gesellschaftliche Aufgabe!