Die Umweltmedizin ist das Fachgebiet zur Behandlung von Elektrohypersensibilität (EHS)

Die Umweltmedizin ist der medizinische Fachbereich, in dem EHS-Betroffene Hilfe finden können. Zu den Aufgaben der Umweltmedizin gehören die Vorbeugung, Diagnose und Behandlung von Gesundheitsstörungen in Bezug auf die Umweltfaktoren

  • chemische Stoffe (Asbest, Metalle, Pflanzenschutzmittel…),
  • biologische Agentien (Pollen, Schimmelpilze…) und
  • physikalische Einflüsse (Lärm, Licht…).

Die elektromagnetischen Felder gehören zu den physikalischen Einflüssen. EHS-Betroffene sind mit ihrer Erkrankung bei der Umweltmedizin an richtiger Stelle.

Die zweigeteilte Umweltmedizin

Der Deutsche Berufsverband Klinischer Umweltmediziner e. V. (dbu) sowie die Europäische Akademie für klinische Umweltmedizin e. V. (EUROPAEM) bieten Fortbildungen in „Klinischer Umweltmedizin“ an. In der Regel erkennt die Ärzteschaft der „Klinischen Umweltmedizin“ elektromagnetische Felder als Ursache der Elektrohypersensibilität an.

Leider ist die Umweltmedizin gespalten. Es gibt auch die “Gesellschaft für Hygiene, Umweltmedizin und Präventivmedizin” (GHUP). Unter ehs-info.eu bietet sie Informationsmaterialien an. Darunter ist die Broschüre „Mobilfunk & Gesundheit“. Sie wurde erstellt mit Unterstützung des „Forum Mobilkommunikation“, der Interessensvertretung der österreichischen Mobilfunkbranche. Eine weitere Broschüre der GHUP lautet „Medizinisch relevante Aspekte des Mobilfunks – eine Information für Ärzte“. Auf dem Deckblatt ist das „INFORMATIONSZENTRUM-MOBILFUNK.DE“ aufgeführt. Die Onlineplattform informationszentrum-mobilfunk.de wird unterstützt von Telekom Deutschland, Telefónica Germany, Vodafone und 1&1 Mobilfunk. Diese Broschüren verharmlosen die Gefahren von elektromagnetischen Feldern und vertreten damit die Interessen der Mobilfunkindustrie.

Die GHUP bietet auch in Zusammenarbeit mit der Mobilfunkindustrie Fortbildungen für Ärzte an und ihre Mitglieder finden sich in Instituten, Kliniken, Gesundheits- und Umweltämtern.

In Deutschland ist es derzeit möglich, eine Ausbildung als „Fachärztin oder Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin“ zu absolvieren. Zum Inhalt der Weiterbildung gehört zwar die umweltmedizinische Bewertung physikalischer Einflüsse, aber nicht die Behandlung dadurch verursachter Erkrankungen. Unklar ist, ob und in welcher Form EMF Thema sind und inwieweit die GHUP Einfluss nimmt auf Ausbildungsrichtlinien und Inhalte dieser Facharztausbildung.

Das medizinische Angebot für EHS-Betroffene ist unübersichtlich. Nicht jeder Arzt der Umweltmedizin erkennt elektromagnetische Felder als direkte Ursache für Elektrohypersensibilität an. Auf der Suche nach Hilfe können EHS-Betroffene selbst bei der für sie zuständigen Umweltmedizin erleben, dass Elektrohypersensibilität als psychische Erkrankung gewertet wird.

EHS-Betroffene werden in der medizinischen Versorgung im Stich gelassen


Umweltmedizinische Leistungen werden nicht von den gesetzlichen Krankenkassen finanziert. Die umweltmedizinische Versorgung der Patienten ist mangelhaft, das weiß auch das Robert-Koch-Institut. „Viele der in der Umweltmedizin eingesetzten diagnostischen und therapeutischen Verfahren sind nicht Bestandteil des Leistungskatalogs der gesetzlichen Krankenkassen und werden auch von den privaten Krankenkassen häufig nicht oder nur durch eine Pauschale finanziert.“, Robert-Koch-Institut, „Umweltmedizinische Versorgungssituation von Patientinnen und Patienten in Deutschland“, S. 243

Das war nicht immer so. Einige Jahre konnten umweltmedizinische Leistungen mit der Krankenkasse abgerechnet werden. Ende 2017 ging die letzte auf Kassenleistung arbeitende Umweltmedizinerin in Rente. Betroffene werden nun mit der finanziellen Last allein gelassen werden.