Die „EUROPAEM Leitlinie 2016 zur Prävention, Diagnostik und Therapie EMF‐bedingter Beschwerden und Krankheiten“

Die „Europäische Akademie für klinische Umweltmedizin e. V.“ stellt auf ihrer Internetseite die „EUROPAEM Leitlinie 2016 zur Prävention, Diagnostik und Therapie EMF‐bedingter Beschwerden und Krankheiten“ zur Verfügung. Die Informationen dieser Seite beruhen auf dieser Leitlinie.

„Die primäre Therapie sollte sich vor allem auf die Vermeidung und Reduktion der EMF‐Expositionen konzentrieren. Dabei sollten alle Quellen hoher EMF‐Expositionen zu Hause und am Arbeitsplatz reduziert oder entfernt werden. Die Reduzierung der EMF‐Expositionen sollte auch auf öffentliche Orte wie z.B. Schulen, Krankenhäuser, öffentliche Verkehrsmittel und Bibliotheken ausgedehnt werden, damit sie von Personen mit EHS ungehindert genutzt werden können (Barrierefreiheit).
Wenn eine nachteilige EMF‐Exposition ausreichend reduziert wird, hat der Körper die Chance zu genesen und EHS‐Symptome werden zurückgehen oder sogar ganz verschwinden.“

Behandlungswege

Maßnahmen, die das Immunsystem stärken und Stress reduzieren, fördern in Kombination mit Entgiftungsmaßnahmen die Genesung von EHS.
Aus gegenwärtiger Sicht erscheint ein Behandlungsansatz empfehlenswert, der zum Ziel hat, die schädigende Wirkung von Peroxynitrit zu minimieren.

Eine orthomolekulare Behandlung hat die Ziele
– Reduktion des oxidativen und/oder nitrosativen Stresses
– Regulation der intestinalen Funktionsstörungen (Verdauungsstörungen)
– Kontrolle der schleichenden Entzündung
– Normalisierung der Funktionsweise der Mitochondrien.

Die orthomolekulare Behandlung sollte nur unter der Aufsicht eines klinisch erfahrenen Umweltmediziners mit den entsprechenden Fachkenntnissen und der nötigen Erfahrung durchgeführt werden.

Um eine übermäßige Produktion freier Radikaler entgegenzuwirken, benötigt der Körper Antioxidantien wie z.B. Vitamin C, Vitamin E, NAC, Carotinoide, CoQ10, Alpha‐Liponsäure, Lycopin, Selen und Flavonoide. Bioaktive Lebensmittel sind die Hauptquelle für Antioxidantien. Die Antioxidantien können nur dann positive Wirkungen entfalten, wenn sie in ausreichenden Konzentrationen vorhanden sind.
Es wurde gezeigt, dass die Anzahl der freien Elektronen in Mikronährstoffen bestimmt, wie wirksam sie sind. In biologisch angebauten Lebensmitteln ist die Anzahl der freien Elektronen höher als in konventionell produzierten Lebensmitteln.

Die im Menschen angereicherten Umweltgifte bilden ein individuelles Belastungsprofil aus verschiedenen organischen und anorganischen Stoffen. Bei den anorganischen Stoffen spielen die Metalle und ihre Salze eine dominante Rolle und können bei Patienten mit EHS von besonderer Bedeutung sein. Elementares Quecksilber (Hg°) und andere Schwermetalle wie z.B. Blei (Pb) reichern sich im Gehirn an (293), insbesondere bei chronischer Niedrigdosisexposition. Sie können toxische Wirkungen ausüben und verschiedene Immunreaktionen hervorrufen.
Es gibt zwei Stoffgruppen mit einem spezifischeren Wirkprofil, die für die Entgiftung von Metallen eingesetzt werden können.

  1. Stoffe mit nicht spezifischer physiologischer Wirkung: Glutathion, NAC, Alpha‐Liponsäure, Vitamin C und Selen.
  2. Chelatbildner für die Metallentgiftung (296‐298): Die wichtigsten Chelatbildner sind Natriumthiosulfat 10 % DMPS, DMSA, EDTA.

Diese Stoffe sollten nur von Therapeuten eingesetzt werden, die dafür ausgebildet sind.

Trinkwasser
Für den Entgiftungsprozess wird eine höhere Zufuhr von qualitativ hoch stehendem Wasser benötigt, wobei der Mineralgehalt des Wassers niedrig sein und das Wasser kein CO 2 enthalten sollte. Die tägliche Wasserzufuhr sollte sich auf 2,5 bis 3,0 l belaufen.

Licht
Die meisten Menschen in Mittel‐ und Nordeuropa haben einen zu niedrigen Vitamin‐D‐Spiegel. Eine ausreichende Tageslichtzufuhr während der Vitamin‐D‐produzierenden Monate (Frühling bis Herbst) ist ein wichtiger Faktor. Gleichzeitig muss bei Sonnenexposition darauf geachtet werden, aktinische Hautschäden zu vermeiden. Über das natürliche Sonnenlicht hinaus können Lichttherapie und Low‐Level‐Lasertherapie die Heilung fördern, Entzündung reduzieren, die Zirkulation anregen und die Produktion von zellulärem ATP steigern.

Sauna
Sauna und therapeutische Hyperthermie ist eine unterstützende Therapie für die Entgiftung fast aller Xenobiotika. Diese Therapien müssen sorgfältig angewendet werden. Es findet eine Wechselwirkung mit entgiftenden Stoffen statt. Bei Saunas gibt es allerdings Unterschiede. Traditionelle Saunas oder Infrarotwärmekabinen mit geringen elektrischen und magnetischen Feldern, bei denen weder giftige Leime noch chemisch behandeltes Holz zur Anwendung kommen, können empfohlen werden.

Sauerstoff
Ein Teil der Patienten mit EHS leidet an mitochondrialen Funktionsstörungen. Ausreichend natürlicher Sauerstoff ist hilfreich. Da sowohl Sauerstoffmangel als auch hyperbarer Sauerstoff oxidativen Stress verursachen können, sollten Patienten, die sich einer hyperbaren Sauerstofftherapie unterziehen, gleichzeitig mit ausreichenden Mengen von Antioxidantien versorgt werden.

Körperliche Bewegung
Über die optimale Menge an körperlicher Bewegung wird immer noch debattiert. Der körperliche Zustand eines Patienten sollte ergometrisch bestimmt werden, um ein individuelles Bewegungsprogramm verschreiben zu können. Praktische Erfahrungen aus der Umweltmedizin haben gezeigt, dass kranke Menschen nur aerobe Übungen mit Low‐Impact‐Bewegungen machen sollten. Beginnen Sie grundsätzlich mit einer Belastungsstufe von 20 bis 30 Watt, um die Übung dann oftmals bei 60 bis 70 Watt zu beenden. Ein Ergometer bietet dem Nutzer im Vergleich zum Gehen oder Laufen eine größere Kontrolle über den Energieverbrauch. Körperliche Bewegung sollte nicht zur Erschöpfung führen oder wenigsten erst nach einer halben Stunde.
Bei der Nutzung von Ergometer, Laufbänder, Trainingsräder u.a. gilt es darauf zu achten, dass diese nicht mit WLAN oder Bluetooth-Funktionen betrieben werden.

Schlaf
Patienten mit EHS leiden sehr häufig an Schlafstörungen. Und Schlafstörungen stehen mit einem niedrigen Melatoninspiegel im Zusammenhang.
Bei Schlafstörungen muss jede Therapie den pathologischen Ursachen nachgehen. Optimaler Schlaf ist notwendig, um Energie zu sparen und Funktionen des Immunsystems und neuroendokrinen Systems zu regulieren.

Schutz vor blauem Licht
Wellenlängen des sichtbaren Lichtes unterhalb von 500 nm werden als „blaues Licht“ bezeichnet. Kleine Mengen an blauem Licht können das Wohlbefinden heben, aber größere Mengen können für die Augen schädlich sein. Im natürlichen Tageslicht werden die schädlichen Effekte des „blauen Lichts“ durch die regenerative Wirkung des roten und infraroten Lichts ausgeglichen. Durch die rasant steigende Nutzung von elektronischen Lichtquellen, wie z.B. Leuchtstoffröhren und Kompaktleuchtstofflampen, Computerbildschirmen, Laptops, Tablets, Smartphones und einigen LED‐Lampen, ist unsere Exposition gegenüber „blauem Licht“ so stark angestiegen, dass diese Exposition im Verdacht steht bei der Entwicklung von bestimmten Krankheiten eine Rolle zu spielen, z.B. bei altersbedingter Makuladegeneration und Störungen des zirkadianen Rhythmus durch die Unterdrückung des Melatonins, das wiederum mit Schlafstörungen, Fettleibigkeit, Diabetes mellitus, Depression, Herzinfarkt, Schlaganfall und Krebs im Zusammenhang steht.
Daher sollte man sich am Abend künstlichem “blauen Licht” nicht zu lange aussetzen. Antioxidantien, insbesondere Melatonin (300, 301), und Bildschirmfilter für blaues Licht (302‐304) können hilfreich sein.

sich Erden
Die meisten Menschen, die in Stadtregionen leben, haben den Kontakt zur natürlichen Erdung / zum natürlichen Magnetfeld der Erde verloren, da sie Schuhe mit Gummisohlen und synthetische Kleidung tragen, in Metallkisten mit Gummireifen umherfahren und in Betongebäuden arbeiten, die von künstlichen elektromagnetischen Feldern und Strahlungen durchdrungen werden. Wenn man Zeit im Wald verbringt, barfuß am Strand entlang läuft, im Gras liegt oder nach einem Regen draußen spazieren geht, dann hilft das, sich zu erden und die oft überschüssigen positiven Ionen, die mit Gesundheitsbeschwerden in Zusammenhang stehen, abzubauen und wieder ein Gleichgewicht herzustellen.

Zahnmedizin
In der Zahnmedizin wird immer noch mit toxischen und immunoreaktiven Materialien wie z.B. Quecksilber, Bleioxid, Gold und Titan gearbeitet. Umweltzahnmediziner fordern, dass diese toxischen Materialien nicht mehr benutzt werden (305‐308). Bei der Entfernung toxischer Dentalwerkstoffe müssen größtmögliche Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden (Einatmen vermeiden!). Unter Umständen ist die Ausleitung von bestimmten Schwermetallen angezeigt. Generell sollten prothetische Materialien chemisch inert sein und keine Immunreaktion hervorrufen. Aufgrund unseres heutigen Wissens scheint Zirkonoxid ein neutrales Material zu sein. Jedoch sollte der Zahnarzt vermeiden, die versiegelte Oberfläche mechanisch abzuschleifen.